Unternehmensbewertung nach dem DCF-Verfahren

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In den letzten Jahren hat das Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF-Verfahren) in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ursprünglich aus der anglo-amerikanischen Praxis stammend, wird es heute sowohl bei Unternehmensbewertungen im Rahmen von Transaktionen als auch zur wertorientierten Steuerung von Unternehmen eingesetzt. Das DCF-Verfahren bietet eine strukturierte Methode, um den Wert eines Unternehmens durch die Abzinsung zukünftiger Cash Flows zu ermitteln.

Wichtige Erkenntnisse

  • Das DCF-Verfahren stammt aus der anglo-amerikanischen Bewertungspraxis und wird zunehmend in Deutschland angewendet.
  • Es gibt verschiedene Ansätze des DCF-Verfahrens, darunter die Entity-Methode und die Equity-Methode.
  • Die korrekte Ermittlung und Prognose der zukünftigen Cash Flows ist entscheidend für die Genauigkeit der Bewertung.
  • Der Diskontierungssatz hat einen erheblichen Einfluss auf den ermittelten Unternehmenswert.
  • Das DCF-Verfahren wird oft mit dem Ertragswertverfahren verglichen, wobei beide Methoden ihre eigenen Vor- und Nachteile haben.

Grundlagen des DCF-Verfahrens

Definition und Bedeutung

Das Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF-Verfahren) ist eine Methode zur Unternehmensbewertung, bei der der Wert eines Unternehmens durch die Abzinsung zukünftiger Zahlungsüberschüsse (Cash Flows) ermittelt wird. Diese Methode ist besonders relevant, da sie die zukünftige Ertragskraft eines Unternehmens in den Vordergrund stellt und nicht nur die aktuelle Substanz betrachtet.

Geschichtlicher Hintergrund

Das DCF-Verfahren stammt ursprünglich aus der anglo-amerikanischen Bewertungspraxis und hat sich im Laufe der Jahre auch in Deutschland etabliert. Seit der Verabschiedung des IDW Standards S1 im Jahr 2000 wird das DCF-Verfahren in Deutschland gleichberechtigt neben dem Ertragswertverfahren anerkannt. Diese Anerkennung hat zur zunehmenden Internationalisierung der Unternehmensbewertungen beigetragen.

Anwendungsbereiche

Das DCF-Verfahren wird in verschiedenen Bereichen eingesetzt, darunter:

  • Unternehmensbewertungen bei Transaktionen
  • Wertorientierte Steuerung von Unternehmen
  • Bewertung von Startups

Das DCF-Verfahren ist besonders nützlich für Investoren, da es ihnen hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen und die strategische Planung und Entwicklung des Unternehmens zu beeinflussen.

Verschiedene Ansätze des DCF-Verfahrens

Entity-Methode

Die Entity-Methode betrachtet das Unternehmen als Ganzes. Hierbei wird der Marktwert des Gesamtkapitals ermittelt und anschließend der Marktwert des Fremdkapitals abgezogen, um den Marktwert des Eigenkapitals zu berechnen. Diese Methode ist besonders nützlich, wenn man den gesamten Unternehmenswert unabhängig von der Finanzierungsstruktur betrachten möchte.

Equity-Methode

Bei der Equity-Methode wird direkt der Wert des Eigenkapitals ermittelt. Diese Methode ist einfacher und direkter, da sie sich nur auf das Eigenkapital konzentriert und nicht auf das Gesamtkapital. Sie ist besonders geeignet, wenn man den Wert für die Aktionäre bestimmen möchte.

WACC-Ansatz

Der WACC-Ansatz (Weighted Average Cost of Capital) ist der am häufigsten verwendete Ansatz innerhalb der Entity-Methode. Hierbei werden die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten berechnet, um den Unternehmenswert zu ermitteln. Dieser Ansatz berücksichtigt die Steuerersparnisse durch Fremdfinanzierung und ist daher besonders präzise.

APV-Ansatz

Der APV-Ansatz (Adjusted Present Value) ist eine weitere Variante der Entity-Methode. Hierbei wird der Unternehmenswert in zwei Schritten berechnet: Zuerst wird der Wert ohne Berücksichtigung der Steuerersparnisse ermittelt, und anschließend werden die Steuerersparnisse hinzugefügt. Dieser Ansatz ist besonders nützlich, wenn man die Auswirkungen der Steuerersparnisse getrennt betrachten möchte.

Die verschiedenen Ansätze des DCF-Verfahrens bieten flexible Möglichkeiten zur Bewertung eines Unternehmens und sind entscheidend für Fusionen, Übernahmen und Finanzberichterstattung.

Berechnung der Cash Flows

Ermittlung der Free Cash Flows

Die Ermittlung der Free Cash Flows ist ein zentraler Schritt im DCF-Verfahren. Der Free Cash Flow (FCF) repräsentiert die Einzahlungsüberschüsse aus dem operativen Bereich eines Unternehmens nach Durchführung von Investitionen. Es gibt zwei Methoden zur Berechnung des FCF: die direkte und die indirekte Methode. Bei der direkten Methode werden zahlungswirksame Aufwendungen und Erträge jeder Periode saldiert. Die indirekte Methode leitet den FCF aus dem Jahresüberschuss ab, indem alle zahlungsunwirksamen Buchungen eliminiert und alle zahlungswirksamen, aber nicht ertrags- und aufwandswirksamen Geschäftsvorfälle berücksichtigt werden.

Prognose zukünftiger Cash Flows

Die Prognose zukünftiger Cash Flows ist entscheidend für die Bewertung eines Unternehmens. Hierbei werden Planungsrechnungen für die dem Bewertungsstichtag folgenden drei bis fünf Geschäftsjahre erstellt. Diese Planungen umfassen Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Kapitalflussrechnungen. Nach dieser Planungsphase wird in eine nachhaltige Unternehmensphase übergegangen, die sogenannte ewige Rente. In dieser Phase wird angenommen, dass sich die jährlichen Free Cash Flows nicht mehr verändern.

Berücksichtigung von Steuern

Bei der Berechnung der Cash Flows müssen auch Steuern berücksichtigt werden. Die Steuerbelastung kann einen erheblichen Einfluss auf die Höhe der Free Cash Flows haben. Daher ist es wichtig, die steuerlichen Rahmenbedingungen des Unternehmens genau zu analysieren und in die Berechnungen einzubeziehen. Dies umfasst sowohl die aktuellen Steuersätze als auch mögliche zukünftige Änderungen der Steuerpolitik.

Eine sorgfältige Planung und Analyse der Cash Flows ist unerlässlich, um eine realistische Bewertung des Unternehmens zu gewährleisten.

Abzinsung und Diskontierungssätze

Bedeutung der Abzinsung

Abzinsung, auch als Diskontierung bekannt, bedeutet, dass der Gegenwartswert einer zukünftigen Zahlung ermittelt wird. Durch Zinsen und Inflation verliert Geld tendenziell an Wert. Ein Euro heute ist mehr wert als ein Euro in zehn Jahren. Dies beeinflusst die Bewertung der zukünftigen Cashflows eines Unternehmens.

Die Abzinsung verhindert, dass die unendliche Lebensdauer eines Unternehmens zu einem überhöhten Unternehmenswert führt.

Bestimmung des Diskontierungssatzes

Der Diskontierungssatz ist der Zinssatz, mit dem zukünftige Cashflows abgezinst werden. Er kann von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein. Ein höherer Zinssatz führt zu einem geringeren Unternehmenswert und umgekehrt. Die Wahl des richtigen Zinssatzes ist daher entscheidend.

Einfluss des Zinssatzes auf den Unternehmenswert

Der gewählte Zinssatz hat erheblichen Einfluss auf den Unternehmenswert. Je höher der angesetzte Zins ist, desto geringer ist der Unternehmenswert und umgekehrt. Hier ein einfaches Beispiel:

Jahr Cashflow (in €) Diskontierungssatz (%) Diskontierter Cashflow (in €)
1 1.000 5 952
2 1.000 5 907
3 1.000 5 864

Die korrekte Abzinsung ist daher eine wichtige Aufgabe bei der Unternehmensbewertung.

Vergleich mit dem Ertragswertverfahren

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Das DCF-Verfahren und das Ertragswertverfahren sind beides kapitalwertorientierte Bewertungsmethoden. Beide Verfahren basieren auf der Idee, dass der Wert eines Unternehmens durch die zukünftigen Vorteile bestimmt wird, die Eigentümer aus ihrer Beteiligung erwarten können. Während beim Ertragswertverfahren die zukünftigen Gewinne zugrunde gelegt werden, sind es beim DCF-Verfahren die zukünftigen Zahlungsüberschüsse (Cash Flows). Diese Größen sind nicht immer identisch und können sich periodisch unterscheiden.

Vor- und Nachteile

Vorteile des DCF-Verfahrens:

  • Berücksichtigt zukünftige Zahlungsströme, die weniger manipulierbar sind als Gewinne.
  • Bietet eine objektivere Bewertung, da der Cash Flow weniger anfällig für bilanzpolitische Manipulationen ist.

Nachteile des DCF-Verfahrens:

  • Komplexität bei der Schätzung zukünftiger Cash Flows.
  • Erfordert detaillierte Finanzprognosen und Annahmen.

Vorteile des Ertragswertverfahrens:

  • Einfacher zu verstehen und anzuwenden.
  • Traditionell in Deutschland weit verbreitet und anerkannt.

Nachteile des Ertragswertverfahrens:

  • Gewinne können leichter manipuliert werden.
  • Weniger geeignet für Unternehmen mit stark schwankenden Gewinnen.

Anwendungsbeispiele

Das DCF-Verfahren wird häufig bei internationalen Bewertungen und in Branchen mit stabilen Cash Flows angewendet. Das Ertragswertverfahren findet oft Anwendung bei kleineren Unternehmen und in traditionellen Branchen, wo es eine lange Historie und Akzeptanz hat.

Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile und sollten je nach Zweck und Adressatenkreis der Bewertung ausgewählt werden.

Herausforderungen und Kritikpunkte

Schätzung der zukünftigen Cash Flows

Die Schätzung der zukünftigen Cash Flows ist eine der größten Herausforderungen im DCF-Verfahren. Es ist schwierig, genaue Vorhersagen zu treffen, da viele Faktoren wie Marktvolatilität und wirtschaftliche Bedingungen berücksichtigt werden müssen. Eine falsche Schätzung kann den Unternehmenswert erheblich beeinflussen.

Einbeziehung der Steuerbelastung

Die Berücksichtigung der Steuerbelastung ist ebenfalls komplex. Unterschiedliche Steuersätze und -regelungen können die Berechnungen erschweren. Es ist wichtig, die aktuellen Steuergesetze und deren potenzielle Änderungen im Auge zu behalten.

Bestimmung des richtigen Zinssatzes

Die Bestimmung des richtigen Zinssatzes ist entscheidend für die Abzinsung der Cash Flows. Ein zu hoher oder zu niedriger Zinssatz kann den Unternehmenswert verfälschen. Hierbei spielen sowohl die Marktzinsen als auch das Risiko des Unternehmens eine Rolle.

Die Unternehmensbewertung ist entscheidend für Fusionen und Übernahmen (M&A), da sie den fairen Wert eines Unternehmens bestimmt und Investoren bei Entscheidungen unterstützt.

Fazit

Das DCF-Verfahren hat sich als eine wichtige Methode zur Unternehmensbewertung etabliert, besonders in Zeiten der Globalisierung und internationalen Märkte. Es bietet eine präzise Möglichkeit, den Wert eines Unternehmens durch die Diskontierung zukünftiger Zahlungsströme zu ermitteln. Trotz einiger Herausforderungen, wie der genauen Schätzung zukünftiger Cashflows und der Bestimmung des richtigen Diskontierungssatzes, bleibt das DCF-Verfahren eine bevorzugte Methode. Es ist besonders nützlich, weil es weniger anfällig für bilanzielle Manipulationen ist und eine objektivere Bewertung ermöglicht. Insgesamt ist das DCF-Verfahren ein unverzichtbares Werkzeug für Investoren und Unternehmen, die fundierte Entscheidungen treffen möchten.

Häufig gestellte Fragen

Was ist das DCF-Verfahren?

Das DCF-Verfahren (Discounted Cash Flow) ist eine Methode zur Unternehmensbewertung. Dabei werden zukünftige Zahlungsströme (Cash Flows) auf den heutigen Wert abgezinst.

Warum ist das DCF-Verfahren wichtig?

Das DCF-Verfahren hilft, den Wert eines Unternehmens realistisch einzuschätzen. Es berücksichtigt zukünftige Erträge und ist weniger anfällig für bilanzielle Manipulationen.

Welche Ansätze gibt es im DCF-Verfahren?

Es gibt mehrere Ansätze im DCF-Verfahren, darunter die Entity-Methode, die Equity-Methode, der WACC-Ansatz und der APV-Ansatz.

Wie werden die Cash Flows berechnet?

Die Cash Flows werden durch die Ermittlung der Free Cash Flows, die Prognose zukünftiger Cash Flows und die Berücksichtigung von Steuern berechnet.

Was ist der Unterschied zwischen dem DCF-Verfahren und dem Ertragswertverfahren?

Beide Verfahren bewerten Unternehmen anhand zukünftiger Erträge. Beim DCF-Verfahren werden zukünftige Cash Flows betrachtet, während beim Ertragswertverfahren zukünftige Gewinne herangezogen werden.

Welche Herausforderungen gibt es beim DCF-Verfahren?

Herausforderungen beim DCF-Verfahren sind die genaue Schätzung zukünftiger Cash Flows, die Einbeziehung der Steuerbelastung und die Bestimmung des richtigen Zinssatzes.